Das Album auf LP und als exklusive limitierte Sonderedition in goldenem Vinyl finden Sie in unserem JazzEcho-Store.
So richtig in seinem Element fühlt sich Troy Andrews a.k.a. Trombone Shorty erst, wenn er auf der Bühne stehen, oder besser: sich dort austoben kann. Das ist natürlich kein Wunder. Schließlich hat er von klein auf kaum etwas anderes getan. Bereits mit vier Jahren teilte er beim New Orleans Jazz & Heritage Festival die Bühne mit der Rock’n’Roll-Ikone Bo Diddley. Als Sechsjähriger leitete er dann seine erste eigene Band und paradierte stolz mit Brassbands durch sein Heimatviertel Tremé. An diese Zeiten erinnert noch heute sein Künstlername Trombone Shorty. Und nach wie vor scheint er das unmittelbare Feedback des Publikums zu brauchen, um seine Batterien zwischendurch immer wieder neu aufzuladen und einen Gang höher schalten zu können. Diese rohe, unbändige Live-Energie, für die Trombone Shorty so bekannt ist und heiß geliebt wird, in einem Tonstudio ohne zujubelnde Massen abzurufen, ist allerdings eine schwierige Kunst. Doch genau das ist ihm jetzt bei der Einspielung von “Lifted” wunderbar gelungen.
“Ich glaube, so nah waren wir noch nie dran, die Atmosphäre einer Live-Show einzufangen und auf eine Platte zu bannen”, meint er zufrieden. “Normalerweise versuche ich im Studio, alles so sauber wie möglich klingen zu lassen. Aber dieses Mal habe ich den Jungs gesagt, dass sie sich richtig gehen lassen und so spielen sollten, als stünden sie auf einer Festivalbühne.”
Um das zu erreichen, griff er zu einem simplen Trick. Die erste Nummer von “Lifted” spielte er einfach nach einem Auftritt im New Orleanser House of Blues ein. Zu weit vorgerückter Stunde. “Ich hatte gleich nach der Show eine Idee für einen neuen Song”, erzählt Shorty, “also beschloss ich, mit der Band direkt ins Studio zu gehen und das Stück noch in derselben Nacht aufzunehmen. Wir waren noch total verschwitzt und aufgedreht von der Energie des Gigs. Und diese Vibes drückten unserer Session definitiv ihren Stempel auf.”
Bei den Sessions, die darauf noch folgen sollten, verhielt es sich ähnlich. Schließlich hatte sich in den fünf Jahren, die seit Trombone Shortys Blue-Note-Debüt “Parking Lot Symphony” verstrichen waren, so einiges an kreativen Ideen in seinem Kopf aufgestaut. Und die mussten nun endlich raus. Dabei hat Shorty so ziemlich alles in den Topf geworfen, was New Orleans stilistisch zu bieten hat: von Funk, Blues-Rock, Soul und Rhythm’n’Blues über Hip-Hop, Gospel, Second-Line-Grooves und Latin bis hin zu psychedelischen Klängen. Und ja, ein bisschen Jazz hat er natürlich auch noch darunter gerührt.
Serviert wird diese heiße Mixtur auf “Lifted” beinahe so ungefiltert, wie man es von Shortys mitreißenden Live-Konzerten mit Orleans Avenue her gewohnt ist. Kennern der Band wird auffallen, dass es in ihr zwei neue Gesichter gibt (die Shorty aber bestens vertraut sind, da er mit ihnen schon in seiner Highschool-Zeit zusammengespielt hat): Bassist Mike Bass-Bailey und Drummer Alvin Ford Jr. (ehemals Dumpstaphunk).
Verstärkung erhalten sie noch durch zwei fantastische Gäste: die Sängerin Lauren Daigle ist in “What It Takes” zu hören und Gary Clark Jr. lässt seine Gitarre in bester Jimi-Hendrix-Manier in “I’m Standing Here” aufheulen. Außerdem mischt Produzent Chris Seefried an diversen Instrumenten und als Background-Sänger fleißig mit.
“Alles, was ich erreicht habe, verdanke ich meiner Mutter”, sagt Trombone Shorty. “Sie ist vor kurzem verstorben, aber sie hat mich bis zu ihrem Tod immer wieder inspiriert. Deshalb habe ich ein Foto von ihr, wie sie mich bei einer Second-Line-Parade hochhält, auf das Cover dieses Albums gesetzt. Sie hat mich mein ganzes Leben lang hochgehalten.”
Aufgenommen hat Trombone Shorty “Lifted” übrigens in seinem eigenen Tonstudio, das er sich kurz nach der Veröffentlichung von “Parking Lot Symphony” im Lower Garden District von New Orleans zugelegt hatte. In Anspielung auf die “Buck Jumping”-Tänzer/innen der Second Lines, mit denen er aufgewachsen ist, nannte er es Buckjump Studio und verwandelte es in ein offenes Klanglabor, in dem er und seine Freunde sich ohne künstlerische oder kommerzielle Zwänge kreativ austoben konnten. “Ein eigenes Studio zu haben, bedeutete für die Band und mich, dass wir immer dann, wenn wir uns inspiriert fühlten, etwas aufnehmen konnten”, sagt Shorty. “Es bedeutete, dass wir Risiken eingehen und experimentieren konnten. Ich konnte die Jungs mitten in der Nacht mit einer Idee anrufen und sie sagten: ‘Wir treffen uns in einer Stunde dort!’”
In wenigen Wochen wird Trombone Shorty in Deutschland endlich auch wieder live zu erlebensein: bei Konzerten im Hamburger Mojo Club (26. Mai), im Berliner Huxley’s (30. Mai) und in der Münchner Muffathalle (31. Mai).